Odoo vs ERPNext – welches Open-Source-ERP passt besser zu dir?

1. Was sind Odoo und ERPNext eigentlich?

Odoo ist eine modulare Business-Plattform mit Apps für:

• CRM und Vertrieb
• Lager, Einkauf, Fertigung, Service
• Buchhaltung
• Website und E-Commerce
• Helpdesk, Projekte, HR, Zeiterfassung
• Dokumentenmanagement, digitale Signaturen, E-Learning
• neue Themen wie ESG, AI-Unterstützung u. a.

Es gibt:

• eine Community-Edition (Open Source, ohne Hersteller-Support)
• eine Enterprise-Edition mit zusätzlichen Funktionen, Support und Hosting-Optionen

ERPNext ist ebenfalls ein Open-Source-ERP (basiert auf dem Frappe-Framework) mit Modulen für:

• Accounting und Finanzen
• Einkauf, Verkauf, Lager
• Produktion
• HR, Projekte, CRM
• einfache Website-/Portal-Funktionen

Beide Systeme verfolgen das gleiche Ziel: Möglichst viele Geschäftsprozesse in einem System abbilden – ohne proprietäre Lizenzmodelle klassischer ERPs.

2. Funktionsumfang: ERP-Basis vs. digitale Gesamtplattform

2.1 Was beide Systeme können

Odoo und ERPNext bringen die typische ERP-Basis mit:

• Finanzbuchhaltung
• Einkauf, Verkauf, Lagerverwaltung
• Produktionsfunktionen
• Projekte und Dienstleistungen
• CRM und einfache Serviceprozesse

Damit kannst du sowohl Handel, als auch Fertigung und Dienstleistungen grundsätzlich abbilden.

2.2 Wo Odoo mehr mitbringt als „nur ERP“

Odoo geht über „klassisches ERP“ hinaus und bringt von Haus aus zusätzliche Bausteine mit, zum Beispiel:

• Website-Builder und Online-Shop
• Marketing Automation und Newsletter
• Helpdesk und Field Service (Tickets, Außendienst)
• E-Signatur, DMS, E-Learning
• zusätzliche Apps rund um AI und Auswertungen in den aktuellen Versionen

Dadurch kannst du mit Odoo oft mehrere andere Tools ablösen:

• Shop-System
• Ticketsystem
• Newsletter-Tool
• internes Wiki / Intranet
• Dokumentenablage

ERPNext deckt viele Bereiche ebenfalls ab, wirkt in einigen Modulen aber weniger breit „durchproduziert“ und stärker technisch geprägt. Für viele Standardfälle reicht das, bei komplexeren Szenarien stößt man schneller an Grenzen.

3. Architektur und Anpassbarkeit

3.1 Odoo: modularer Baukasten mit großem Ökosystem

Odoo ist von Grund auf modular:

• jede App ist ein Baustein, der auf anderen aufsetzt
• Erweiterungen laufen über eigene Module – das ist normaler Projektalltag
• es gibt ein großes Ökosystem an Community- und Partner-Modulen für verschiedene Branchen

Stark wird Odoo, wenn:

• deine Prozesse nicht 1:1 Standard sind
• du abteilungsübergreifende Abläufe in einem System abbilden willst (z. B. vom Lead über Projekt bis zur Rechnung)
• du eigene Workflows, Freigabeprozesse oder Schnittstellen brauchst

Odoo kann:

• in der Cloud laufen (Odoo Online)
• auf Odoo.sh (PaaS-Umgebung)
• oder On-Premise beim Kunden / im eigenen Rechenzentrum

3.2 ERPNext: schlankes Open-Source-Framework

ERPNext basiert auf dem Frappe-Framework:

• ebenfalls modular und erweiterbar
• sehr attraktiv, wenn du ein eigenes Entwicklerteam hast
• Anpassungen und Eigenentwicklungen sind gut möglich, erfordern aber mehr internes Know-how

Typisch ist hier eher der Ansatz:

Starkes internes IT-Team + Lust auf Open Source + Bereitschaft, selbst Hand anzulegen.

Für Unternehmen, die lieber mit einem Partner arbeiten und weniger intern entwickeln wollen, ist Odoo in der Regel angenehmer zu betreiben.

4. Kostenbild: Lizenzen, Hosting, Implementierung

4.1 Odoo: klare, nutzerbasierte Preise

Bei Odoo Enterprise werden die Lizenzen pro Benutzer abgerechnet:

• Odoo Enterprise beginnt ab 19,90 € pro Nutzer und Monat (jährliche Abrechnung, je nach Edition und Hostingvariante)
• dazu kommen Implementierung und ggf. Hosting-Kosten (Odoo.sh, eigene Infrastruktur etc.)

Zusätzlich gibt es:

• eine Community-Edition ohne Lizenzkosten, bei der Betrieb, Updates und Support über einen Partner oder dein eigenes Team laufen

Der Vorteil: Du hast eine klare, transparente Preislogik und kannst gut kalkulieren, was neue Nutzer oder zusätzliche Bereiche kosten.

4.2 ERPNext: keine klassischen Lizenzkosten, aber Aufwand im Betrieb

ERPNext ist ebenfalls Open Source:

• keine klassischen per-User-Lizenzen für die Software
• Kosten entstehen durch Hosting, Support und Implementierung

Typische Modelle:

• gehostete Angebote (z. B. Managed Hosting / Cloud-Pakete) mit Nutzerstaffeln
• Self-Hosting, bei dem du dich um Server, Updates, Backups und Sicherheit selbst kümmerst

Das kann sehr günstig sein, wenn du ein starkes internes IT-Team hast,

wird aber schnell teuer, wenn du viel externe Unterstützung für Betrieb und Pflege brauchst.

5. Benutzererlebnis im Alltag

5.1 Odoo: moderne Web-App

Odoo läuft komplett im Browser:

• keine „dicken Clients“ auf den Rechnern
• kurze Ladezeiten, einheitliche Bedienlogik
• Oberfläche, die sich anfühlt wie eine moderne SaaS-Anwendung

Gerade Teams, die heute schon mit Microsoft 365, modernen CRM-Systemen oder Projekt-Tools arbeiten, kommen mit Odoo in der Regel sehr schnell zurecht.

5.2 ERPNext: technisch solide, etwas „nerdiger“

ERPNext ist ebenfalls webbasiert:

• die Oberfläche ist funktional, aber weniger stark auf „Business-User-UX“ getrimmt
• an einigen Stellen merkt man, dass das System stark aus der Open-Source-Community kommt
• im Alltag funktioniert es gut, wenn das Team offen für technische Oberflächen ist

Kurz gesagt:

• Odoo fühlt sich eher wie ein durchgestyltes Produkt aus einem Guss an
• ERPNext eher wie ein solides, flexibles Werkzeug, das man sich selbst zurechtlegt

6. Für wen ist Odoo die bessere Wahl – und wann eher ERPNext?

6.1 Typische Odoo-Szenarien

Odoo ist oft eine sehr gute Wahl, wenn du:

• ein kleines oder mittleres Unternehmen oder ein wachsendes Scale-up bist
• heute mit mehreren Insellösungen arbeitest (CRM, Tickets, Shop, HR, Zeiterfassung, DMS …)
• Wert auf eine moderne Oberfläche legst, mit der dein Team schnell warm wird
• ein System suchst, das sich an deine Prozesse anpassen lässt – ohne dass du alles selbst entwickeln musst
• einen Partner an deiner Seite haben willst, der Projekt, Betrieb und Weiterentwicklung mit dir gestaltet

6.2 Typische ERPNext-Szenarien

ERPNext kann sinnvoll sein, wenn du:

• eine starke interne IT oder eigene Entwickler im Haus hast
• möglichst wenig klassische Lizenzkosten zahlen möchtest
• bereit bist, Zeit und technisches Know-how in Betrieb und Anpassungen zu investieren
• eher standardnahe Prozesse hast und keine sehr breite Funktionsabdeckung mit Website, Marketing, DMS etc. brauchst

7. Wie wir bei RATOCON mit dir auf „Odoo vs ERPNext“ schauen

Wir haben uns bewusst auf Odoo spezialisiert, weil wir sehen, wie gut die Plattform zu vielen mittelständischen Unternehmen in Deutschland passt – von Fertigung und Handel über Dienstleister und IT bis hin zu Bau, Biotech, E-Commerce und Start-ups.

Unsere Aufgabe ist dabei nicht, dir pauschal zu sagen „Odoo ist immer besser“, sondern gemeinsam zu klären:

• Wie sieht deine Systemlandschaft heute aus?
• Welche Bereiche willst du in den nächsten Jahren ins ERP holen?
• Wo brauchst du Standard, und wo brauchst du Flexibilität?
• Wie viel möchtest du intern selbst machen – und wo brauchst du einen Partner, der Verantwortung übernimmt?

Erst daraus ergibt sich ein realistisches Bild, wie ein Odoo-Setup bei dir aussehen kann.